Dass ich
aufgrund meines Ausflugs nach Medellin um 5:00 Uhr aufstehen musste, ärgerte
mich nur so lange, bis ich in der zweitgrössten Stadt Kolumbiens angekommen
war. Nach kurzer und interessanter Orientierungslosigkeit fand ich mein Hostel
und machte mich - von der von mir ausgehenden Energie überrascht - auf den Weg
ins Zentrum.
Amüsiert
über das auf der Strasse vorgehende Geschehen wurde mir schnell klar, dass man
sich als Kolumbien Durchreisender unbedingt in diese Stadt begeben sollte!
Viele kleine "One Man Stände", die vor allem frische Fruchtsäfte aber
auch kleinere Snacks verkauften, säumten die Strassenränder. Die alten, beinahe
fahruntauglichen Busse und Autos, mischten sich mit den neuen und modernen
Fahrzeugen zu einem perfekt ausgelegtem Verkehrschaos und der Geruch von
Mittagessen, der aus den vielen Restaurants trat, machte das Ambiente Medellins
zu einem inszeniert scheinendem Spektakel!
Nach
kurzem durchstreifen der Einkaufs- und Souvenirstrasse bestellte ich in einem
süssen Restaurant eine weitere kolumbianische Spezialität: Die "Bandeja
Paísa" ist eine typische Platte der Region Antioquia, zu der auch Medellin
gehört. Zur Platte gehört Rindfleisch, Chorizo (Paprikawurst), Chicharron (Art
frittiertes Poulet, Spigelei, Reis, Bohnen, Platacón (gekochte Banane) und
Avocado. Auf dem Foto als riesiges Gericht erscheinend, war es schlussendlich
gar nicht so viel, ich ich zu Beginn dachte. ;-)
Bandeja Paísa - wie gesagt, es sieht grösser aus als es war. ;-) |
Gut
gesättigt nach dem Verzehr dieser köstlichen Spezialität Kolumbiens wollte ich
am Nachmittag zuerst den Botero Park vornehmen, bevor ich mich nach Lust und
Laune durch das interessante Medellin treiben lassen wollte. Der Name des
Parkes kommt von dem kolumbianischen Künstler Fernando Botero. Und auch wenn
viele von euch möglicherweise noch nie von diesem Mann gehört haben, so werdet
ihr sicherlich schon die eine oder andere Figur gesehen haben. Fernando Botero
ist berühmt dafür, übergrosse dicke Skulpturen zu erstellen und im Plaza Botero konnte man sicherlich 10 dieser Figuren begutachten. Der im gotischen Stil errichtete Kulturpalast Medellins, der am Rande des Platzes machte die Atmosphäre etwas mystisch, weswegen ich einige
Sekunden stehen blieb, um das Treiben auf dem Platz auf mich wirken zu lassen.
Und genau diese Sekunden waren entscheidend für den restlichen Verlauf meines
Tages, denn ein etwa 40 jähriger Mann sprach mich an. Zuerst ignorant und
vorsichtig reagierend merkte ich schnell, dass der Holländer tatsächlich nur
soziale Absichten hatte. So lud er mich dazu ein, mit ihm in einem kleinen
Kaffee am Rande des Plaza Boteros etwas zu trinken und einfach zu sein und
sich auszutauschen. Einen gratis Kaffee konnte ich selbstverständlich nicht
ausschlagen und so verstrickten wir uns derart in spannende Diskussionen, dass
wir uns erst nach drei Stunden und bei Einbruch der Dunkelheit verabschiedeten.
Pueblito Paísa, Botanischer Garten und was sich so ergab
Für den
nächsten Tag standen der Besuch des Pueblito Paísas (dt. Kleines Landdörfchen)
und des Botanischen Gartens zuoberst auf der Prioritätenliste. Der Zufall
wollte es jedoch wieder, dass ich einerseits viel mehr als gewollt sehen konnte
und andererseits noch eine Art gratis Stadtführer hatte. Denn als ich im Hostel
nach dem Weg zur Busstation fragen wollte, bat sich der Führer des
Hostelrestaurants freundlicherweise an, mir diesen persönlich zu zeigen. Auf
dem Weg von der Rezeption auf die Strasse muss er wohl seine Meinung geändert
haben denn er nahm mich zuerst mit zum Platz des Regierungsgebäudes, wo
gleichzeitig auch noch der Lichterpark und die Fernsehgesellschaft von Medellin
waren. Danach begleitete er mich auf den Hügel hinauf, wo das kleine Dörfchen
Puebloto Paísa stand, führte mich da oben herum, erzählte mir etwas über
Kolumbien und lud mich zu einem erfrischenden Fruchtsaft ein. Danach musste er
jedoch zurück ins Hostel, liess es sich aber doch nicht nehmen, mir das Taxi
zum Botanischen Garten zu bezahlen.
Wieder alleine streifte ich durch den
Grünen Park der mir von so vielen Personen empfohlen wurde. Mich konnten die
Pflanzen jedoch nicht wahnsinnig vom Sockel hauen, weswegen ich den Botanischen
Garten bereits nach einer knappen Stunde wieder verliess. Es zog mich zu einem
in der Nähe liegenden Platz, der meine Aufmerksamkeit um einiges länger
behalten konnte. Aufgrund des heissen Sonntags versammelten sich Gross und
Klein auf diesem Platz, um im Wasser des Springbrunnens eine Abkühlung zu
suchen, sich bei einem Eis die neusten Vorkommnisse auszutauschen oder um
einfach etwas Abstand des Alltags zu erhalten.
Guatapé und der Piedra Peñol
Am
Montag hiess es bereits Abschied nehmen und die Reise in das zwei Fahrstunden
von Medellin entfernte Dorf Guatapé ging los. Im Dorf angekommen war ich
erneut begeistert, jedoch auf eine völlig andere Weise, als ich dies von
Medellin war. Denn Guatapé war einfach unglaublich schön, dass ich mir sofort
ein Haus gekauft und geblieben wäre, wenn ich irgendwo zufällig etwas Passendes
gefunden hätte. Die gepflasterten Steine, die farbigen Häuser, die Sicht auf
den See und die verkehrsarmen Strassen machten es für mich zu einem Genuss, das
Dorf zu erkunden, auch wenn man dafür nicht allzu viel Zeit einrechnen musste.
Aber genau wie es für mich in jedes Dorf und jede Stadt gehört, fand ich in
Guatapé per Zufall ein kleines und sehr schönes Kaffee, in dem ich mich mit
meinem Buch hinsetzen und einen guten Kaffee trinken konnte.
Der Hauptplatz Guatapés |
Mototaxis |
Auch
wenn das Wetter am Tag nach meiner Ankunft in Guatapé nicht so traumhaft war,
wie der Tag zuvor, so konnte dies mich nicht von meinen Ausflug auf den Piedra
Peñol aufhalten. Der Piedra Peñol ist ein überdimensionaler Stein, der
irgendwie völlig falsch und fehl am Platz erscheint. Aber so ist die Natur,
manchmal erschafft sie Dinge, die man sich mit menschlicher Logik nicht
erklären kann.
Ich
entschied mich, die genau 659 Treppenstufen auf den Piedra Peñol möglichst früh
am Morgen zu besteigen, um den Touristenstrom zu entkommen. Und tatsächlich kam
ich als Allererste oben an und konnte somit sicherlich eine halbe Stunde eine
ungestörte Aussicht auf die Umgebung geniessen. Danach setzte ich mich mit
einem frischen Fruchtsaft an den Rand der Absperrung und genoss die Idylle.
Zurück in die Schweiz
Mit dem
Kurztripp nach Medellin und Guatapé ist die Akte "Mirjam alleine in
Südamerika" so gut wie geschlossen.
Ein
Fazit über sieben Monate zu ziehen ist enorm schwer aber ich muss sagen, sie
haben mich stärker gemacht und weiter gebracht. Denn Südamerika ist so
unterschiedlich von der Welt in Europa, dass es auf jeden Fall viele Nerven
braucht, um hier temporär zu Leben. Aber andererseits öffnet Reisen die Augen
und zeigt einem eine andere Sicht auf die Welt. Denn wenn ich etwas - nebst dem
Spanisch und Männer abwimmeln natürlich - hier gelernt habe, dann ist es, die Schweiz zu schätzen
und zu realisieren, dass ein Land wie die Schweiz nicht selbstverständlich ist. ;-)
Ich habe
sowohl Argentinien, Chile, Peru, Bolivien und Kolumbien kennengelernt und wenn
es eines ist, was mich vollkommen begeistert, dann sind es die Menschen. Auch
wenn überhaupt nicht zuverlässig, so sind sie enorm hilfsbereit und offen. Ich
war auch während meiner alleinigen Erkundungsreise nie wirklich alleine und ich durfte
enorm spannende Gespräche führen. Es sind Erlebnisse, die einem prägen und ich
werde wohl erst nach meiner Rückkehr in die Schweiz merken, was mir meine Reise
gebracht hat. Aber schon jetzt als Tipp für all jene, die sich einmal
vornehmen, Südamerika zu bereisen. Seit nicht erstaunt, wenn der Bus mit
offenen Türen fährt, wenn in einem Parkverbot ein Polizeiauto steht, wenn euch
in einem Hotelzimmer eine Eidechse oder ein ekliges Insekt begrüsst, wenn ein
Verkäufer in einem Fruchtshake Laden noch nie eine Ananas geschält hat, wenn
auf einem Roller zwei Menschen, ein Hund und ein Kinderbett transportiert wird
oder wenn bei Öffnungszeiten von 9:00 - 18:00 um 15:00 schon niemand mehr da
ist. Südamerika tickt irgendwie anders und auch wenn ich ganz ehrlich gesagt
die Europäischen Manieren bevorzuge, so musste ich mir in diesen Monaten hier
in Südamerika doch so einige Male das Lachen verkneifen.
Hasta
pronto amigos!!
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