Donnerstag, 11. Februar 2016

Colonia – die unscheinbare Perle Südamerikas

Das vergangene Wochenende war in Buenos Aires aufgrund Karneval wieder ein verlängertes Wochenende. Wie schon an Neujahr wollte ich diese Kurzferien nutzen, um einen weiteren Teil Südamerikas kennenzulernen. Uruguay, genauer gesagt Colonia del Sacramento und Montevideo, stand auf dem Plan.

Am Freitagmittag nahm ich die Fähre, die mich in rund einer Stunde nach Colonia bringen würde. Wie an einem Flughafen musste ich eine Sicherheits- sowie Passkontrolle passieren. Die Fähre selber erschien mir wie ein fahrendes Flugzeug. Die Sessel, die genauso waren wie die Flugzeugsessel, waren in Kolonnen aufgereiht und in der Mitte des Schiffes gab es eine Snack Bar. Wie so oft, kam ich mit einem jungen Herr ins Gespräch, der in Buenos Aires arbeitet aber Wochenendes in Colonia lebt.
In Colonia angekommen war ich überrascht über den sehr kurzen Fussweg zu meinem Hostel. Das Hostel El Espanol war am Rande der Altstadt Colonias, klein aber bezüglich Infrastruktur vollkommen in Ordnung. Es war nicht extrem gemütlich, aber für knappe CHF 12.- pro Nacht konnte ich Nichts sagen.
Der Eingang zum Hostel El Espanol

Mein Zimmer - ein gemischter 10er Schlag

Die erste Tür links markiert den Eingang zu meinem Schlag.

Ein kleiner Garten zwischen den beiden Häusern des Hostels

Aufenthaltsraum und Esszimmer
Am Nachmittag wollte ich eigentlich nur die Hauptstrasse Colonias begehen, die Altstadt war nämlich für Samstag geplant. Schnell merkte ich jedoch, dass ich mein 2-Tages-Programm in einem Nachmittag vollziehen konnte. Gemütlich schlenderte ich durch Colonia – dass eigentlich nur aus Altstadt plus einige weitere Strassen besteht – und war begeistert. Die gepflasterten Strassen, die Farbigen Häuser und die verkehrsarmen Strassen: ein Kontrast zur Grossstadt Buenos Aires, wie man ihn sich kaum vorstellen kann. Ich fühlte mich richtig frei, konnte endlich wieder saubere Luft einatmen und egal wohin ich lief, überall sah man auf den Río de la Plata
Farbige Häuser gibt es in Colonia an jeder Ecke.


Wunderschöne Allee!
Sogar die Hauptstrasse Colonia hat was "härziges" an sich.

Postkartensujet - für Liebhaber von alten Autos, ist Colonia DER Ort.

Ein alter Leuchtturm wurde hier in ein Restaurant umfunktioniert.
Nach einigen Rundgängen kreuz und quer durch das Städtchen, zog es mich in ein Restaurant, welches ich mir schon bereits vor meiner Abreise in Buenos Aires herausgesucht hatte. El Drugstore war glücklicherweise genauso, wie es sich mir in den Google Bildern offenbart hatte. Komplett in Farbe getaucht, mit Liebe eingerichtet und musikalisch umrahmt. Einfach herrlich. Zu essen gab es das Tagesmenü: Randen Suppe (ja, ich ass Suppe bei 30 Grad aber diese spezielle Suppe musste ich doch einfach probieren :P ) und danach endlich wieder einmal Fisch. Das Essen war köstlich und der Kellner hatte aufgrund der wenigen Gäste genug Zeit, etwas mit mir zu plaudern. ;-)
Das Restaurant "El Drugstore"

Auch draussen wurden die Gäste mit Musik aus Boxen verwöhnt.

Das ganze Restaurant erschien in Farben.


Perfekt mit Fensterplatz!

Kein Zusammenhang zw. den Bildern aber dennoch interessant zu betrachten.

In Buenos Aires praktisch nicht zu finden: Fisch

Gut verpflegt, wollte ich noch etwas an der Küste entlang spazieren, bevor ich mich zurück ins Hostel begebenen wollte, um dort noch etwas zu lesen. Dieser Plan wurde jedoch von einem ca. 55 Jahre alten Hippie gestört, der sich mich allein reisende junge Frau wohl als seine nächste romantische Nacht ausgesucht hatte. Sorry für den Kerl - ich war froh, als ich das Weite suchen konnte.
Ein weiteres sehr einladendes Restaurant.

Süss!


Auch von Colonias Seite her eher braun als blau: der Río de la Plata

Einfach unbeschreiblich!
Der Samstag verbrachte ich an der „Rambla“. So nennt man in Uruguay die Küste mit seinen Stränden. Es war herrlich, einfach da zu liegen, nur das Geräusch des Wassers zu hören und den Wind in den Haaren zu spüren!
Kilometer lange Strände.

Die Aussicht in Colonia, lässt einen (fast) alle Sorgen vergessen.
Am Abend war in Colonia Karneval. Es war richtig schön zu sehen, wie sich ganz Colonia mit Camping Stühlen an den Strassenrändern niedergelassen hatte, um gemeinsam den Umzug zu verfolgen. Dieser war jedoch nicht wahnsinnig speziell. Für mich sah es aus wie eine schlechte Nachahmung des Karnevals in Rio. Aber dicke alte Frauen in knappen Kleidern sind eben doch nicht allzu interessant (auch nicht für Frauen :P). Nach drei Gruppen zog ich mich ins Hostel zurück.

Ein Volksfest: Der Karneval von Colonia del Sacramento
 

Alle Truppen waren in farbigen und glitzernden Kleidern gekleidet.



Weiter in die Hauptstadt



Am nächsten Morgen hiess es Abschied nehmen, von dieser wundervollen Perle in der Nähe der Metropole Buenos Aires. Ein Bus chauffierte mich in drei Stunden nach Montevideo. Dort angekommen war ich ernüchtert. Der erste Eindruck der Stadt war eher negativ. Überall lag Abfall, es gab viele Obdachlose und auch die Häuser selber waren einfach schrecklich. Der Zustand des Hostels (Willy Fog Hostel) besserte meine Laune nicht wahnsinnig. Alles war dreckig, es stank extrem und ob man das Geschirr der Küche ohne Infektionsgefahr gebrauchen konnte, wusste ich nicht.
Naja, ich wollte optimistisch bleiben und mir doch noch einen kurzen Abstecher in die Altstadt zu gönnen. Aber auch da gab es Nichts zu sehen. Das einzig Sehenswerte war der Mercado del Puerto (Markt am Hafen). In einer Halle reihten sich Parilla Restaurant an Parilla Restaurant und offerierten den Gästen jegliche Köstlichkeiten. Meine Laune konnte dies nicht bessern, waren die Preise meiner Ansicht nach doch sehr hoch.
Blick auf die Markthalle von Aussen.

Nicht der einzige Fleischhaufen, den man in der Markthalle zu Gesicht bekam.

Der nächste Tag verbrachte ich mit spazieren. Ich wollte der Rambla von Montevideo entlang gehen und irgendwo einen Kaffee trinken. Da es jedoch an der Kilometer langen Küste kein einziges Kaffee gab, gab ich mich schlussendlich mit einem Filterkaffee eines Kioskes zufrieden. Das Highlight des Tages war, so skuril dies klingen mag, ein ToiToi. Denn dieses war nämlich um Längen sauberer als alles, was ich in meinem Hostel antreffen konnte.
Laut Aussagen, gleichen die Strände in Montevideo jenen in Rio.
Dienstag, der Tag meiner Abreise. Auch wenn meine Fähre erst abends um 18:00 Uhr fuhr, so wollte ich versuchen, ob es nicht doch eine Möglichkeit gab, eine frühere Fähre zu nehmen. Ich hatte leider kein Glück und so verbrachte ich den Tag im Hafenkaffee. Immerhin hatte es genug Süsses, um mir die Zeit zu vertreiben. ;-)

Fazit


Auf diesen Kurzurlaub in Uruguay schaue ich mit gemischten Gefühlen zurück. Die 2.5 Tage in Montevideo waren für mich der totale Horror. Es gab einfach Nichts zu tun und im Hostel wollte ich mich auch nicht länger als nötig aufhalten. Immerhin wundert es mich nun nicht mehr, wie sich beispielsweise Zika Viren verbreiten können. Montevideo ist für mich definitiv die schlimmste und hässlichste Stadt, die ich je gesehen habe. Wie es diese Stadt zur Hauptstadt Uruguays gebracht hat, ist mir ein Rätsel.
Colonia del Sacramento jedoch, wird mir als wundervolles Städtchen in Erinnerung bleiben. Der Charme, das Ambiente sind perfekt um sich eine Auszeit zu nehmen. Auch wenn es wahrscheinlich nicht viel zu tun gegeben hätte, so wäre ich im Nachhinein lieber vier Tage in Colonia geblieben. Einen solchen Sonnenuntergang könnte ich mir täglich betrachten. Diese unscheinbare Perle Südamerikas ist für mich definitiv eine Reise wert!

6 Kommentare:

  1. Tja, das Schöne wird durch das Schlechte noch schöner!

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    1. Colonia gefällt mir sehr gut und ich würde mich am liebsten kurz rüber-beamen :-) !! Den Charme dieser Küstenstadt kann man anhand deiner tollen Bildern gut nachfühlen! Montevideo ist demgegenüber wohl eine typische Grossstadt - ein Sammelbecken aller Zuwanderer aus nah und fern. Und niemand hat wohl das Geld oder das Interesse, es schön aussehen zu lassen. Schade - der Name klingt vielversprechend! Kann man dort tatsächlich Berge sehen?

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    2. Colonia ist tätsächlich einfach traumhaft! Der perfekte Ort, um einmal etwas Ruhe zu haben und die Romantik zu geniessen!
      Montevideo - tatsächlich einfach eine typische Grossstadt. Das einzige an Bergen, was ich da gesehen habe, sind Berge von Häusern und leider auch von Abfall. Wer Berge sehen will, der geht besser nach Ushuaia ;-)

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    3. Woher kommt dann der verheissungsvolle und Erwartungen weckende Name "Montevideo"?

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    4. Der Name hat eigentlich Nichts mit Bergen zu tun. Gegenüber des Hafens von Montevideo liegt ein 132m hoher Hügel, der Stadthügel (Hügel = Cerro = Monte). Aber man darf sich allgemein nicht auf die Städtenamen verlassen. Denn "Buenos Aires" bedeutet auch "gute Luft". Von guter Luft ist man in der 13 Millionen Stadt jedoch weit entfernt. ;-)

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  2. 132m - wow! Auch in der Schweiz sind Berge, die sich "Berg" nennen, eher Hügel: so der Üetlihügel oder der Dietschihügel. Wirkliche Berge tragen Namen wie "Pilatus" oder "Matterhorn"....!!

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